Die Meeresfarbe

 patraskidis lakis

Artwork by Lakis Patraskidis

Die Meeresfarbe

von   Giannis Haritantis

Wie kurz ist der Traum des Lebens


E
r hat einen weissen Liegestuhl aus Plastik von der nahe liegenden Bar genommen und hat ihn vorsichtig unter einen Sonnenschirm an den Sand gezogen. Er hat sich gesetzt. Erfuehlte, dass der Liegestuhl im Sand sunk.

            '' Ich bin ziemlich schwer''

dachte er.

Er versuchte aufzustehen, um den Platz zurecht zustellen. Er hat es nicht geschafft. Der Liegestuhl war tief in den Sand gesunken.

            ''Koennte ich Ihnen helfen ?``,

hat ihn eine junge Frau hoeflich gefragt, als sie ihn sinkend aus der Naehe sah. Er hat sich schlecht gefuehlt. Mit ihm ist noch niemand so umgegangen. Wahrscheinlich konnte er nicht gut daran erinnern und es war nicht das Einzige, dass er nicht erinnerte. Vor kurzem gewarte ihm ein junger Mann seine Reihe an der Warteschlange in einer Bank. Diese Hoeflichkeit seiner Mitmenschen hat ihn so verwundert.

``Ich bin nicht nur sehr schwer, aber auch sehr alt``,

hat er gemmurmelt.

Am Ende hat er allein geschafft sich gemuetlich auf dem plastischen Sessel zu setzen und er hatte keinen Grund daran zu denken, wie er spaeter aufstehen sollte. Im Sommer sind die Tage laenger und sowieso hatte er es nicht eilig. Er hoffte so. Er wusste nicht, warum er allein unter so vielen Menschen am Strand war, die badeten. Er schaute danach, dass er passend gekleidet war, damit er nicht auffiel. Kurze Hose, Flip-Flops und einen stoffenen Hut auf dem Kopf. Er versuchte sich auf das Buch zu konzentrieren, das einer billigen Auflage war und das er in der Hand hielt. Er hat es nicht geschafft.

               `` Es muss die Hitze sein``,

dachte er.

Er bestellte etwas Erfrieschendes. Zitronensorbe, die seine Hand ganz abgefroren hat. Er hat  ohne Atem das eiskalte Getraenk geschluerft. Er bestellte ein zweites. Das Zettelchen, dass das Getraenk begleitete, hatte einen enormen Preis, aber er hatte keine Geldprobleme, so dass ihn die Kosten interessieren wuerden. Fuenfzig Jahre harte Arbeit. Nun hatte er die Gelegenheit ein bischen sein Leben zu geniessen. Solange er die Zeit noch hatte.

            ``Wann geniesse ich das Leben ?``,

hat er sich oft gefragt und diese qaelende Frage war ein staendiger Alptraum fur ihn, seit dem er mit der Arbeit aufgehoert hat.

Letztendlich konzentrierte er auf das Buch. Gerade als er die erste Seite beendet hat, als er die zweitete blaetterte, fiel sein Blick auf den nahe liegenden Liegestuhl. Das wars! Das Buch blieb auf die zweite Seite offen, nicht nur um zu lesen, sondern um sein Gesicht zu verbergen. Was fur ein provokatives Wesen unter die heisse Sonne war das. Er fuelte sich wie ein Jugentlicher. Er hebte das Buch, um sich zu verbergen. Auf einmal hatte er das Gefuehl, dass alle am Strand ihn beobachteten. Es dauerte nicht lang. Das Buch sunk wieder langsam und sein Blick starrte auf den Liegestuhl.

             ``Mein Gott``  ,

hat er aufgeschriehen.

Eine jung aetherische Schoenheit lag auf dem Bauch auf dem Liegestuhl. Sie sah nicht als eine Frau aus. Sie aehnelte mehr als eine gebraeunte Meerjungfrau. Sie schaute nicht zu seiner Richtung so dass er die Gelegenheit hatte sie in Ruhe anzustarren. Er musste versichern, dass niemand ihn beobachtete. Er wollte den Ruf, den er sein ganzen Leben mit Klischess gearbeitet hat, nicht riskieren. Gott sei dank die Leute beschaeftigten sich mit dem Meer.

             ``Ich riskiere``,

entschloss er sich, und ab diesem Moment nahm er seinen Blicknicht mehr von ihr. Die Weitsichtlichkeit erleichtete es ihm und er brauchte kein Buch, um sein Gesicht zu verbergen. Die Schnurr der Badehose hat nur einen Teil der Backen versteckt, die die Farbe der Schokolade hatten. Fast nichts versteckt. Solche Bilder hat er set langer von seinem Gedaechtnos gestrichen. Er war keiner unerfahrener Typ. Er wusste ganz gut solche Berreiche aufzuspueren und sollte nicht laenger zoegern. Die junge Frau bliebe vielleicht nicht lange auf dem Liegestuhl. Sein Blick wanderte gleich hoch von dem Oberschenkel bis zum Brust. Dort blieb er lang. Obwohl seine Einstellungen ihn verhinderten trotzdem konnte er nich weg von der Schoenheit. Obwohl die Hemmung ihn nicht erlaubte, konnte er seinen Blicknicht wegnehmen. Es war als ob ihn eine hoehere Macht hielt. Er moechte, dass es keinen Abstand zwischen ihnen gaebe, damit alle seine Sinne spueren kann! So sehr er konnte. Wie eizigartig war die Natur so ein Wesen zu schaffen. Jede Detail ihtes Koerpers verbarg eine Schoenheit, sogar die Tropfen des Schweisses auf ihrer Samthaut aehnelten, als ob sie den Traum des Gluecks eroberten. Angst hat ihn ueberkommen und hat seinen Blick weg gezogen. Er hat nie daran gedacht, dass er in so einer Abenteuer hinreissen liesse. Er ist ans Meer gekommen "seine Zeit totzuschlagen", die keinen Sinn fur ihn hatte. Seine Schwaeche sich auf der wohlgeformten Frau zu fixieren, war nicht geplant. Da es sich aber ergab, musste er seinen Schuldgefuehl entledigen.

              "Du bist ein alter Sexist",   

hat er sich leise gefluestert und versuchte sich wieder in seinem Buch zu konzentrieren, das immer noch auf die zweite Seite war. Sein Blick konnte nicht mehr die Linien des Buches folgen, sondern folgte die gutgeformten Bangen des Maedchens. Vor einer Weile hat sein Blick an dem ersten Huegel geblieben, der ihn in Aufruf versetzte. Nichts war zufaellig. Das Maedchen wusste, dass sie schoen war und wollte es nicht verbergen. Es war nicht nur der Huegel die einzige Schoenheit dieses gut geformten Koerpers. Frueher konnte er das roemische Gesetz uebertreten. Ausserdem war er in der Jugendzeit ein Anarchist. Er hatte von nichts mehr Angst. Nichts konnte ihn mehr erschrecken. Mit genug Selbstvertrauen hat seinen Blick angefangen nach oben zu schauen. Auf ihrer Becken dominierte ein Tatoo des Scorpions. Seine offene Zangen nahmen bedrohliche Ausmasse an, die gut geformten, anziehenden Backen zu umarmen. Die Symbolisierung war klar. "Es war eine Bariere". Aber welchen Wert hat die Eroberung eines Ortes, der keine Bariere Burg hat. Die Gefahr macht den Kampf atraktiver. Die Angst ist fur die Feigen.

            "Hor nicht auf",

rief eine Stimme in sich.

Er hatte das Buch voellig vergessen und es fiel aus seinen Haenden. Wie kann man die Freude eines Buches mit dem Vergnuegen, das so eine Existenz ausloesst, vergleichen? Ausserdem hat man ein Buch, wann man will, waerend die Gelegenheit eine Schoenheit zu begegnen, selten war.

Die Meerjungfrau begann sich langsam auf dem Liegestuhl zu bewegen.

     "Nein, geh nicht weg",

er war bereit sie zu rufen, auch wenn man ihn hoerte. Es interessierte ihn nicht. Gott sei dank ging das Maedchen nicht weg. Sie wendete sich auf die andere Seite mit dem Ruecken zu ihm.

            "Vielen dank, Gott",

sagte er erleichtert. Er konnte nicht so schnell sie von den Augen verlieren. Was fur ein Glueck? Jetzt konnte er besser ihr Po sehen. Aus dieser neuen Position sah der Skorpion bedrohlicher aus.

 "Du erschreckst mich nicht tuekische Kreatur. Weder deine Zagnen noch dein Stachel erschrecken mich nicht, jetzt wo ich das Glueck getroffen habe".

sagte er und meinte es. Waerend die junge Frau wandte, konnte er besser die Schlucht von Roubikone sehen. Die Natur laesst so einen Schatz nicht unbewacht. Er hat seine optische Rundreise weitergefuert.

Als er die Wirbelsaeule ueberqerte, hat er die Gefahr des Skorpions ueberstanden. Ploetzlich kam eine Ueberaschung. Es gab keine optische Hindernisse. Nichts blockierte den Weg zu ihren gut geformten Ruecken. Das war ein Schock. Die Frau war mit dem Ruecken zu ihm gedreht. Er erschrack nur mit dem Gedanke, dass sie sich weiter drehen wuerde?

              "Ich kann es nicht ertragen",

hat er gestanden.

Dennoch hatte er keinen Moment seinen Blick von ihr gezogen. Die Hitze begann unertraeglich zu  werden. Eine wahre Hoelle. Sogar das gefrorene Sorbe konnte die Situation nicht erleichtern. Nur die Tropfen des Schweisses auf der sanften Haut erfuelte ihn mit Glueck. Wie lange kann man so ein Bild beobacten, bewunderte er. Unzaelige Stunden, die Zeit hat in solchen Momenten keine Dimension. Allerdings wenn diese uzaellige Zeit gaebe, sei es auch nur ein einziges Mal als Illusion Waerend die Zeit vergang, sank der Liegestuhl weiter in den Sand. Es war sicher, dass er nicht mehr aufstehen konnte.

      ``Ich habe keine Angst ",

bestand er, da er immer gelernt hat, hartnaeckig zu sein. Und die Bestaetigung hat sich nicht verspaetet. Das Maedchen drehte sich wieder, sie starrte direkt in die Sonne. Das ist der Moment, wo die Woerter ihre Kraft verlieren. Wie kann man ein Wunder beschreiben? Wie kann man die Lebendigkeit beschreiben. Sie koennte zwanzig Jahre alt sein, wie man von ihrem unreifen Brust vermutten koennte. Wo waren diese Bilder der Schoenheit fur so lange Zeit verborgen und  wie sind sie so bestaendig geblieben?

``Ich beneide dich Sonne, die du herabsiehst. Ich beneide dich. Fur dich lebt das Wunder weiter",

hat er mit geschlossenen Zaehnen gerufen, jedoch er wollte, dass niemand ihn hoert. Es war, als ob er etwas wertvolles fur ihn verliere. Es war der Abschied des Lebens fur ihn.

Die Vision ist vom Liegestuhl aufgestanden und im Meer verschwunden. Sie verschwand fur immer wie ein Traum. Ploetzlich bekamm das Meer eine andere Farbe. Die Kueste, der Strand wurden menschenleer und der Sand verlor seine goldene Farbe. Nur der plastische Liegestuhl versank langsam, tiefer in den Sand.      

    ``Geh nicht weg, geh nicht weg",

rief er sie verzweifelt und sah mit Besorgnis das unendliche Meer, waerend sie verschwand.

Wie kurz ist der Traum eines Lebens!!!

- Ω -

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web: haritantis.pontosworld.com

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oebersetzung: Mersini kapogiannatos

 

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